Kopenhagen hat viele enttäuscht. Auch mich. Der Verlauf der Konferenz und das jämmerlich dünne Ergebnis haben wieder einmal Erkenntnisse verschärft, die in der politischen Diskussion kaum ausgesprochen werden: Jene, die die Geschicke unserer Welt lenken, sind in einem System gefangen, das auf grenzenloses Wachstum setzt, und ein Systemwechsel ist in ihren Köpfen nicht denkbar. Kopenhagen hat auch bestätigt, dass der Handlungsspielraum der Politik erschreckend klein geworden ist. Auch ein charismatischer Obama lässt sich von den Clans der Weltwirtschaft und Rüstungsindustrie Fesseln anlegen, die einen Systemwechsel unmöglich machen. Und letztlich wurde auch offenkundig, dass Verhaltensmuster über den Kopf nicht steuerbar sind. Sie werden wahrscheinlich nur dann verändert, wenn eine Schmerzgrenze überschritten wird, doch das ist ein Weg, den ich mir nicht vorstellen mag. Deshalb setze ich auf den Systemwechsel. Warum? Der Planet Erde hat Grenzen, verträgt unbegrenztes Wachstum nicht, verlangt also Beschränkung. Sie einzuleiten ist Gebot der Stunde. Und Kopenhagen hat gezeigt, dass die so genannten Mächtigen nicht dazu bereit sind, ihre Politik auf die Ressourcen dieser Erde abzustimmen. Die kapitalistischen Zwänge der Weltwirtschaft und politische Strategien nähren sich nach wie vor vom Mythos Wachstum.
Am Beginn des neuen Jahrzehnts ist klarer denn je: Der erforderliche Systemwechsel ist nur in einer Richtung möglich: von unten nach oben. Und das bedeutet, dass in den kleinsten politischen Einheiten, in den Gemeinden und Städten, der Wechsel stattfinden muss: Dort gilt es, rasch und konsequent Energie einzusparen, den für die Wirtschaft vielversprechenden Energiewechsel umzusetzen, neue Lösungen für den Verkehr zu entwickeln und immer mehr BürgerInnen für einen nachhaltigen Konsum zu gewinnen. Für einen solchen Weg der Vernunft müsste es allemal politische Mehrheiten geben, denn er verspricht immerhin einen zweifachen Gewinn: Er wahrt die Chance auf einen zivilisationsverträglichen Klimawechsel und gibt das Bewusstsein, auf die zentrale Herausforderung des Jahrzehnts mit Verantwortung reagiert zu haben.
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