Julya RABINOWICH: „Die Erdfresserin“

Das Plakat für den Abend:

Rabinowich Plakat

Julya RABINOWICH: „Die Erdfresserin“
Zum Abschluss ein paar erhellende Aussagen der Autorin

  • Auf die Frage, warum sie im Finale des Romans nicht auf dem Boden geblieben sei: „Das Verbleiben in der Realität erschien mir zwingend unmöglich. Die einzige Möglichkeit, einen Ausweg aus ihrer Situation zu finden, erscheint für Diana im Ausbruch aus der Wirklichkeit, wie das bei Geisteskrankheiten oft der Fall ist.“
  • Auf die Frage, wie sie im Wissen um die Ungerechtigkeit der Welt überlebe: „Im Schreiben. Im Schreiben kann man immer überleben. Ich kann nicht viel tun, aber ich kann solche Lebensgeschichten für Unbeteiligte nachvollziehbar, erfahrbar machen – vielleicht erreicht man damit doch etwas mehr Verständnis und Solidarität.“
  • Das Allgemeinmenschliche in ihrem Roman sei „… das universelle Bedürfnis zu überleben. Das ist für mich sehr oft das Grundthema: welche Wege das Unbewusste einschlägt, um dieses auch in sehr überlebensfeindlichen Situationen aufrechtzuerhalten. Im Unbewussten – und das Unbewusste ist ein weites Land – gibt es oft andere Lösungen als jene, die uns mit dem Alltagsbewusstsein als logisch erscheinen.“
  • Auf die Frage nach der Nähe zu Schnitzler: „Ja, ich liebe ihn! Er war ja auch ein großer Verehrer Freuds und wahrscheinlich auch einer der Schriftsteller, die am meisten von den psychoanalytischen Theorien inspiriert wurden. (…) Die Erdfresserin war für mich ein Versuch, eine psychoanalytische Herangehensweise mit Malerei zu verknüpfen. Daraus sind Bilder entstanden, die man analytisch deuten kann.“
  • Barock im Sinne von „überbordend“ sei sie schon: „Ich meine damit die unglaubliche Intensität und Dichte, die das Leben auszeichnet und die mich sehr fasziniert. Das Leben ist nun einmal sehr reichhaltig bis überfordernd und so, dass man es nicht einordnen kann; es ist dreckig und gleichzeitig schön, und es prägt sich in Rot und in Weiß und in Schwarz, es ist schwindelerregend und angsterregend und unheimlich bereichernd, und ich versuche diese Stimmung, die ich dem Leben gegenüber habe, auch in meinen Texten unterzubringen.“
  • Auf die Frage, woraus sich ihre Energie speise: „Aus der Angst vor dem Tod natürlich, so wie das meistens der Fall ist.“

AUS: Interviews in den Tageszeitungen „Kurier“ (5. August 2012) und „Der Standard“ (21. Juli 2012)

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