Arno GEIGER: „Selbstporträt mit Flusspferd“

Pressetext:

„Sprache hat mit Orientierung zu tun.“
BEGEGNUNG
Literatur: Arno Geiger präsentiert seinen neuen Roman.

Arno Geiger, der mit seinem Roman „Der alte König in seinem Exil“ 2011 einen durchschlagenden Erfolg landete, kommt am 23. November im Rahmen von BEGEGNUNGLiteratur nach Baden ins Haus der Kunst, um im Gespräch mit Herbert Först seinen heuer erschienenen Roman „Selbstporträt mit Flusspferd“ vorzustellen. Erzählt wird darin der Sommer des 22jährigen Studenten Julian, dessen Beziehung mit Judith eben zerbrochen ist. Das stürzt ihn in eine tiefe Krise, nimmt ihm seine Orientierung. Auf der Suche nach seinem Platz in der Welt findet er in der Betreuung eines Zwergflusspferdes ein wenig Halt. „Wie im ‚Alten König in seinem Exil‘ nimmt sich Arno Geiger auch diesmal eines Mühselig-Beladenen an, und das tut gut“, meint Herbert Först, den Arno Geigers Text an so manchen Bildungsroman erinnert: „Wie der reine Tor Parzival irrt der Held Julian durch die verwirrende Metropole Wien, begegnet einer rätselhaften jungen Frau und folgt dieser schließlich nach Paris. Für mich ist ‚Selbstporträt mit Flusspferd‘ eine sensible Studie über einer Gemütslage, die wahrscheinlich jeder von uns einmal durchlebt hat.“

Arno Geigers Roman ist eine jener sechs Neuerscheinungen, die beim diesjährigen Badener Literaturseminar besprochen werden. „Für die TeilnehmerInnen ist das natürlich schon eine spannende Bereicherung, den Autor eines dieser Bücher hautnah erleben zu können, und das ist ja auch das Ziel von BEGEGNUNGLiteratur“, erläutert Herbert Först den Zusammenhang zwischen seinem Literaturseminar und der Begegnung mit Arno Geiger. Sein neuer Roman bestätigt eindrucksvoll, dass in der Sprache Innen- und Außenwelt einander berühren, dass Sprache „Tuchfühlung mit der Welt“ möglich macht.

Der Abend mit Arno Geiger am 23. November im Haus der Kunst beginnt um 20 Uhr. Veranstalter sind Herbert Först, die Buchhandlung Zweymüller und die Kulturabteilung der Stadtgemeinde. Der Eintritt ist frei, aber nur mit Zählkarte; diese sind erhältlich im Haus der Kunst, in der Buchhandlung Zweymüller und im Weltladen.

 

Nachlese:

Die Begegnung mit Arno Geiger im Haus der Kunst am vergangenen Montag wurde zu einem außergewöhnlich starken Abend. Ausgehend von seinem Roman „Selbstporträt mit Flusspferd“ und von Überlegungen zu Wesen und Wert der Sprache war der Autor bereit, Tiefes und Treffendes über das Leben und seine Herausforderungen zu sagen, und das mit viel feinem Humor. – Und das waren einige seiner Kernbotschaften:

  • Die Sprache sei ein Instrument der Tuchfühlung mit der Welt. Wörter seien Berührungsstellen zwischen dem Menschen und der Welt; erst durch sie werde ein Verständnis von Welt möglich. Deshalb bedeute ein Verlust der Sprache auch einen Verlust an Orientierung.
  • Der Ich-Erzähler Julian aus dem Roman sei dem reinen Toren Parzival ähnlich: Beide seien auf der Suche, sehen in der Suche eine dem Menschen angemessene Lebensform; sie suchen ohne das Ziel ihrer Suche zu kennen; und das sei ein wohltuender Kontrast zum Zeitgeist unserer Tage, der Zielgerichtetheit, Effizienz und Erfolg verlange.
  • Er, Arno Geiger, stehe dem Ich-Erzähler Julian nahe, weil dieser sich eingestehe, dass er die Welt nicht verstehe; denn das treffe auch auf ihn zu. Etwas Boden unter den Füßen wäre schon gewonnen, wenn man akzeptierte, dass das Leben nicht zu verstehen sei.
  • Im Zwergflusspferd, das Julian betreut, erlebe er ein Wesen, das ganz bei sich sei, das sich auf sehr vitale Weise nicht darum kümmere, wie es aussieht und wie es ist; und das sei „einfach lässig, beruhigend lässig“.
  • Julian lasse sich vom Zwergflusspferd zu der Idee hinführen, dass das Leben auch gut und schön sein könne, wenn es zu nichts führe.

Es tut gut und gibt Zuversicht, eine „solche Stimme“ in unseren Tagen zu hören. Die vielen, vielen Gäste – das Haus war randvoll – waren sich einig, dass Arno Geiger und seine „Botschaft“ noch lange in ihrer Erinnerung lebendig bleiben werden. Dafür sei dem Autor ein „Danke!“ gesagt!

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